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SCHERFLEIN Vorträge
Donnerstag, 04. November 2010, 20:00 Uhr
Sprache ist das Lebensproblem Johann Georg Hamanns,
des "Magus in Norden". Sein Sprachbekenntnis ist ein Glaubensbekenntnis,
es gibt den 1. Magus Tagen Münster Überschrift und Thema: "Ohne Wort,
keine Vernunft – keine Welt". Die Formel, die Hamanns Sprachdenken auf
den Punkt bringt, entstammt seinem Brief an Friedrich Heinrich Jacobi
vom 2. November 1783. Hamann, der stotterte, war Sprachdenker, "Philologe",
Liebhaber des Wortes durch und durch, allerdings als protestantischer
Christ. Damit stand er fest im Barock; sein Sprachbegriff ist ohne die
religiöse Begründung nicht zu denken. Doch gerade aus seinem Glauben
heraus, der den Körper und die Welt als Schöpfung offensiv bejaht, und
in Frontstellung zur Aufklärung seiner Zeit kommt er zu Überlegungen,
die auf die moderne Sprachphilosophie und -wissenschaft vorausweisen.
Hamann, der ein Bekehrungserlebnis in London hatte, das ihn vorm psychischen
Abgrund und aus einer tiefen Depression rettete, war Protestant, jedoch
bejahte er den Leib, Genuss und Sinnlichkeit, die Welt. Hamann ist gläubig
und ein Sprachgläubiger als Logos- und Schöpfungsgläubiger. Danach hat
das göttliche Wort die Welt erschaffen und es erhält sie, jedes Wesen
ist in seinem Kern Sprache ("Natursprache"). Ein Sprachgläubiger als
Christ: das göttliche Wort ist Fleisch geworden, Materie; durch Christus
ist es Grund der menschlichen Sprache und Vernunft. Nur, weil es Sprache
gibt, ist menschliche Vernunft möglich. Weltansichten
oder Zeichen Wie Denken und Sprechen zusammenhängen, ist eine höchst umstrittene Frage. Eine alte europäische Tradition hält Sprache nur für ein Verfahren zur Mitteilung sprachunabhängig erzeugter Gedanken. Die Sprachen sind folglich gleichgültige materielle Mittel zur Mitteilung, sind Zeichen. Die modernere Auffassung hingegen – und Hamann ist einer ihrer Gründerväter – hat die Abhängigkeit des Denkens von der Sprache entdeckt. Jede Sprache vermittelt eine Weltansicht. Allerdings hält sich die ‚alte’ Auffassung noch in einem neuen Universalismus, der Sprache zwar als Denken fasst, aber keine besonderen Weltansichten mehr in den Einzelsprachen zu erkennen vermag. Jürgen Trabant skizziert in seinem Vortrag, was es mit dem Zusammenhang von Sprechen und Denken auf sich hat und welche, auch politischen Konsequenzen die verschiedenen Auffassungen für unsere Haltung gegenüber den Sprachen haben.
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