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Da sich unsere Denkungsart auf sinnliche Eindrücke und die damit verknüpften Empfindungen gründet, so lässt sich sehr wahrscheinlich eine Übereinstimmung der Werkzeuge des Gefühls mit den Springfedern der menschlichen Rede vermuten. Wie nun die Natur eine gewisse Farbe oder Zuschnitt des Auges einem Volke eigen macht, eben so leicht hat sie uns unbemerkte Modifikationen ihren Zungen und Lippen mitteilen können. Thomas Willis fand in den Ästen des fünften Nervenpaars die Ursache, warum Liebäugeln und Küssen der Liebe, dieser beredten Leidenschaft, zum allgemeinen Wörterbuche dienen.
JGH Versuch über eine akademische Frage

 

 

 

 

 

 

 

 


Mit Herder bin ich ganz einig, dass unsere ganze Vernunft und Philosophie auf Tradition und Überlieferung herausläuft.
Bei mir ist weder von Physik noch Theologie die Rede, sondern Sprache, die Mutter der Vernunft und Offenbarung, ihr Α und Ω. Sie ist das zweischneidige Schwert für alle Wahrheiten und Lügen.

JGH an Jacobi am 28.10.1785

SCHERFLEIN Vortrag

Samstag, 06. November 2010, 17:30 Uhr
Freiherr-vom-Stein-Saal, Bezirksregierung Münster, Domplatz 36, 48143 Münster
Eintritt 12 Euro, Tagesticket 25 Euro



Neuronenfeuer im Kopf. Wie unser Gehirn Sprache verarbeitet und erwirbt
Dr. Jutta Mueller, Neurolinguistin
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften, Leipzig

Als zentrale Funktion zwischenmenschlicher Kommunikation ist Sprache wichtiger Gegenstand der kognitiven Neurowissenschaften. Verständnis, Produktion und Erwerb der Muttersprache scheinen uns selbstverständlich und geschehen mühelos. Bildgebende Verfahren der Neurowissenschaften zeigten in den letzten Jahrzehnten die Komplexität neuronaler Vorgänge, die den reibungslosen Ablauf sprachlicher Prozesse ermöglichen. Verschiedene Teile des Frontalhirns, des Schläfenlappens und andere Regionen sind gemeinsam aktiv, um Sprache zu verarbeiten – und das auch schon in der frühen Kindheit, lange bevor wir flüssig sprechen können. Jutta Mueller zeigt, wie schon bei Säuglingen die Messung elektrischer Hirnströme beweist, dass Wörter und Regeln in der Sprache erkannt werden und dass die Verarbeitung der Muttersprache sich auch neuronal von der Verarbeitung einer später erlernten Sprache unterscheidet. Unser Gehirn scheint auf einen frühen Spracherwerb ausgerichtet zu sein. Damit ermöglicht es uns die Weitergabe einer in der Tierwelt einzigartigen Kultur.

 

Wie Sprache unser Denken formt.
Psycholinguistische Hintergründe

Dr. Barbara Schmiedtová, Psycholinguistin
Center for Advanced Study at the Norwegian Academy of Science and Letters Oslo; Wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl von Prof. Dr. Christiane von Stutterheim am Seminar für Deutsch als Fremdsprachenphilologie der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Eine Wegauskunft geben, den Hergang eines Unfalls erzählen, das Aussehen einer Person beschreiben – das sind alltägliche sprachliche Aufgaben, die jeder beherrscht, die aber von erstaunlicher Komplexität sind. Ein Sprecher muss Informationen aus dem Gedächtnis abrufen, sie zu einer begrifflichen Repräsentation ordnen, geeignete Wörter und grammatische Konstruktionen auswählen, diese auf den Adressaten und sein mutmaßliches Wissen abstimmen und eine Folge geordneter Sätze produzieren. In experimentellen Studien hat Barbara Schmiedtová nachgewiesen, dass Sprecher unterschiedlicher Sprachen dasselbe Ereignis unterschiedlich beschreiben. Sie wählen jeweils andere Komponenten ein und derselben Situation aus, setzen verschiedene Perspektiven. Das hängt nicht mit etwaigen kulturellen Gemeinsamkeiten zusammen. Vielmehr ergeben sich kulturübergreifende Gruppen von Sprechern, die den gleichen Strategien bei der sprachlichen Darstellung folgen, weil ihre Sprachen gemeinsame grammatische Merkmale aufweisen.


PHILOLOG Rezitation
Hannes Hellmann * liest aus Hamanns "Versuch über eine akademische Frage", 1760:
Warum Liebäugeln und Küssen der Liebe zum allgemeinen Wörterbuche dienen

NÄSCHEREY Musik
Annika Treutler, Klavier
Johann Sebastian Bach: Goldberg-Variationen (Auszug)


Moderation: Dr. Susanne Schulte, GWK

* Martin Feifel musste kurzfristig absagen. Dankenswerterweise springt Hannes Hellmann
für ihn ein.

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